Der Fachtag findet am 27. September 2025 in 15537 Erkner statt.
„Rechtsextremismus in Beratung und Therapie“
Der Sektionsvorstand bietet Fortbildung und kollegialen Austausch.
2 Vorträge werden hybrid angeboten. 2 sich wiederholende Workshops in Präsenz.
Fortbildungspunkte werden beantragt.
Zielpersonen sind nicht nur Mitglieder unseres Berufsverbandes.
Teilnahmegebühren Präsenz:
Nicht-BDP-Mitglieder 155 € | BDP-Mitglieder 120 € | Sektions-Mitglieder 95 € | Studierende 75 €.
Teilnahmegebühren Online:
Nicht-BDP-Mitglieder 70 € | BDP-Mitglieder 50 € | Sektions-Mitglieder 40 € | Studierende 25 €.
Die Gebühr enthält Tagungsverpflegung gemäß Info-Flyer.
Übernachtungen sind buchbar im Bildungszentrum Erkner
Kontaktdaten, Details zu Programm: INFO-FLYER und ANMELDEFORMULAR
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Jan-Gerrit KEIL arbeitet als Oberpsychologierat beim Landeskriminalamt der Polizei Brandenburg in der Abteilung zentraler Staatschutz/Terrorismusabwehr. Er studierte Psychologie auf Diplom an der TU Berlin. Es folgten Tätigkeiten als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Universität Potsdam, HU Berlin und TU Berlin in den Bereichen der pädagogischen Psychologie (soziale Schulqualität, Jugendgewalt und Rechtsextremismus), Sportpsychologie (Coaching im Leistungssport) und Arbeits- und Organisationspsychologie. Seit 2006 arbeitet er als Kriminalpsychologe für die Polizei Brandenburg am Landeskriminalamt in Eberswalde. Dort befasst er sich in Theorie und Praxis mit den Radikalisierungsverläufen von Extremisten, darunter auch bereits seit 2010 intensiv mit dem sogenannten „Reichsbürger“- Milieu und Verschwörungsnarrativen. Weitere Arbeitsgebiete außerhalb des polizeilichen Staatsschutzes sind die Mitarbeit in der Operative Fallanalyse in den Bereichen Sexualmorde, Entführungen und Serienbrandstiftungen. Herr Keil ist seit über 25 Jahren BDP-Mitglied.
Vortrag „Zur Psychologie extremistischer Brückennarrative“
Was verbindet Rechtsextremisten eigentlich mit islamistischen Terroristen, „Reichsbürgern“ und Linksextremisten? Was sind extremistische Brückennarrative und wie wirken diese in Bezug auf die Entstehung der Tat, die Art der Tatbegehung und das Unterstützerumfeld? Wie dringen Extremisten mittels solcher Diskurse auch in die Mitte der Gesellschaft ein und bestimmen das gesellschaftliche Klima mit. Welche Rolle spielen sie bei der Radikalisierung Jugendlicher? Der Vortrag soll das immer häufiger zu hörende Konstrukt der Brückennarrative definieren und näherbringen. Bekannte extremistische Brückennarrative werden exemplarische vorgestellt und im Hinblick auf ihre psychologischen Funktionsweisen bei der Entstehung von politischer Gewalt bis hin zum Terrorismus erklärt.
Workshop: „Kommunikation und Umgang mit >>Verschwörungstheoretikern/-innen<< und ihren Angehörigen“
Im Workshop sollen zunächst die grundlegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Phänomen der „Verschwörungstheorien“ vermittelt werden. Neben der Phänomenologie werden an Hand von Film- und Fallbeispielen Schwierigkeiten und Möglichkeiten des praktischen Umgangs mit Gläubigen von Verschwörungsnarrativen zu deren Dekonstruktion aufgezeigt und diskutiert. Dabei wird auch der eigene Standpunkt reflektiert. Aus klinischer Perspektive gilt es zudem eine sorgfältige Differentialdiagnostik von den wahnhaften Störungen gegenüber „Verschwörungstheorien“ vorzunehmen. Hierzu werden praktische Hinweise gegeben.
Kerstin SISCHKA, Berlin
Vortrag „Umgang mit Rechtsextremismus in Beratung und Therapie“
In ihrer tagtäglichen Arbeit kommen Psychotherapeut*innen und Psychiater*innen oftmals mit Patient*innen in Kontakt, die (auch) rechtsextreme Einstellungsmuster zeigen. Damit sind Herausforderungen verbunden, denen sich die Heilberufe zunehmend stellen: Aspekte der Neutralität oder Positionierung, das Spannungsfeld von Verstehen und Grenzen setzen, die Notwendigkeit der Selbstfürsorge und vieles mehr. Nicht selten kommt es aber vor, dass Menschen, die sich tiefer in rechtsextreme Gruppen oder Organisationen verstrickt haben, selbst Zweifel entwickeln und diese im geschützten Rahmen einer Beratung oder Psychotherapie äußern. Für diese Personen hat sich in Deutschland eine spezialisierte Landschaft von Beratungsstellen und Ausstiegsprogrammen entwickelt, mit denen auch die Heilberufe zusammenarbeiten können. Im Vortrag wird ein Einblick in diese Beratungslandschaft zu Rechtsextremismus gegeben und anhand idealtypischer, verfremdeter Fallbeispiele wird dargestellt, wie Fachkräfte der Distanzierungs- und Ausstiegsarbeit mit psychologischen Psychotherapeut*innen und psychologischen Berater*innen in verschiedenen Arbeitsfeldern zusammenwirken können, um Menschen bei der Loslösung von destruktiven Gruppendynamiken und Ideologien sowie der Neuorientierung zu unterstützen. Dabei sollen auch die Schnittstellen zur Jugendhilfe, zur Eingliederungshilfe und zum Justizvollzug betrachtet werden.
Workshop: „Umgang mit Rechtsextremismus in Beratung und Therapie“, Kerstin SISCHKA mit Jonas BOLDUAN
Mit den Teilnehmern soll diskutiert werden, wie sie ihre Rolle als Psycholog*innen hier verstehen. In welchen Feldern sind sie tätig? Kommen sie mit rechtsextrem eingestellten Klient*innen, vielleicht sogar organisierten oder straffällig gewordenen Personen in Kontakt? Was sind Erfahrungen? Was löst das in den Fachkräften aus? Vor welchen Herausforderungen sehen sie sich? Was kann psychologische und psychotherapeutische Arbeit in diesem speziellen Feld bewirken? Wo liegen Chancen und Möglichkeiten, aber auch Unsicherheiten und Unterstützungsbedarfe? Im Workshop wollen wir auch anhand ausgewählter Felder, z.B. Justiz, Jugendhilfe, Eingliederungshilfe und der Schnittstelle zur psychischen Gesundheit diesen Fragen nachgehen, und besprechen, wie sich Veränderungsprozesse anregen und begleiten lassen oder wo auch die Grenzen dieses Bemühens liegen.