Bericht zum externen Fachtag Notfallpsychologie und Krisenintervention, Stuttgart

Fachtag „Notfallpsychologie und Krisenintervention für Mitarbeitende in Kliniken“ – Stuttgart, 10. Oktober 2025 – hier als PDF

Am 10. Oktober 2025 fand im Klinikum Stuttgart ein Fachtag zum Thema Notfallpsychologie und Krisenintervention für Mitarbeitende in Kliniken statt.
Im Namen der Fachgruppe Notfallpsychologie des BDP eröffneten unter anderem Anke Ehrich und Dr. Philipp Jann die Veranstaltung mit Grußworten und dankten den Organisatoren für ihr Engagement, das wichtige Thema der psychosozialen Versorgung in somatischen Kliniken weiter voranzubringen

Die Vorträge des Fachtags zeigten ein breites Spektrum an praktischen Ansätzen auf:
• Hanna Batzoni (Netzwerk Klinische Krisenintervention, Projektgruppe der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, DIVI) betonte, dass präklinische PSNV-Strukturen nicht direkt auf Kliniken übertragbar seien, und stellte ein kooperatives Projekt vor, das eine Checkliste mit Empfehlungen zur Implementierung klinischer Kriseninterventionsteams entwickelt.

• Prof. Dr. Clemens Hausmann (Kardinal Schwarzenberg Klinikum, Schwarzach im Pongau) präsentierte das dreistufige Unterstützungssystem KIMA vor, das von präventiven Schulungen in der Ausbildung über Peer-Support bis zur fachpsychologischen Anbindung reicht und im Kardinal Schwarzenberg Klinikum bereits lange und erfolgreich etabliert ist.

• Ruben Götz und Claus-Dieter Kieser berichteten über die Entstehung des multiprofessionellen Kriseninterventionsteams der Kliniken Stuttgart und Ludwigsburg, das neben akuter Krisenintervention auch Prävention, Deeskalationstraining und Schnittstellenarbeit in den Fokus rückt.

• Christian Borscheid stellte das seit vielen Jahren bestehende Kriseninterventionsteam des Universitätsklinikums Bonn vor, das Mitarbeitende, Patient:innen sowie Angehörige gleichermaßen unterstützt. Besonders hervorgehoben wurde der humanitäre Ansatz des Teams, insbesondere bei belastenden Therapielimitationen und Todesnachrichten.

• Dr. Anke Hierundar (Universitätsmedizin Rostock, Sektion „Psychologische Versorgungsstrukturen in der Intensivmedizin“, DIVI e. V.) machte auf die hohe psychische Belastung von Patientinnen und Patienten nach Intensivaufenthalten aufmerksam: 20–35 % entwickeln eine PTBS, 50–70 % zeigen post-intensivmedizinische Belastungssymptome. Sie plädierte für eine feste Integration psychologischer Expertise in interdisziplinäre Intensivteams.

• Dr. Christina Jaki, Anästhesistin am Klinikum Stuttgart, stellte Simulationstraining und strukturiertes Debriefing als zentrale Instrumente zur Reflexion und Qualitätssteigerung nach kritischen Ereignissen vor.

Die abschließende Podiumsdiskussion unter der Moderation von Cecilia Knodt (SWR) griff zentrale Fragen des Tages und der Zukunft auf. Es gelang ihr, die Spannung auch zum Tagesende hoch zu halten.

Der Fachtag machte eindrucksvoll deutlich, dass psychosoziale Unterstützung keine Zusatzleistung, sondern eine wesentliche Grundlage für gesunde, resiliente und leistungsfähige Teams in der somatischen Medizin ist. Die Beiträge zeigten praxisnahe Wege auf, wie Notfallpsychologie und Krisenintervention fest in die klinische Versorgung integriert werden können.

Der nächste Fachtag ist bereits für 21. März 2026 in Hannover in Planung. Informationen hierzu finden sich unter https://www.mhh.de/die-mhh/ressort-wirtschaftsfuehrung-und-administration/arbeitssicherheit-und-unfallverhuetung/fachtagung

Für die Fachgruppe Notfallpsychologie im BDP e.V.
Philipp Jann & Anke Ehrich